Testbericht – Millet Pro Alpine TRX 7,9 mm: Leicht, langlebig & strapazierfähig – ein Halbseil der Extraklasse inkl. Seilkunde

von | 08. Januar 2018 | Bergsteigen, Klettern, Testberichte

Unabhängig davon ob nun als Einsteiger oder alter Hase, die Angebotsvielfalt an Kletterseilen auf dem Markt ist überaus groß und kann leicht zur Überforderung und im schlimmsten Fall sogar zu einem Fehlkauf führen. Gerade deshalb ist es besonders wichtig, sich bereits vor dem Kauf entsprechend zu informieren und in puncto „Seilkunde“ einige Grundlagenkenntnisse anzueignen. Wir geben euch ein paar Tipps, worauf ihr bei einem Kletterseil für alpine Hoch- und Bergtouren bzw. Mehrseillängen-Routen achten solltet. Und um euch die Entscheidung noch etwas zu erleichtern, haben wir für euch das derzeit wohl leichteste Halbseil-Paare am Markt getestet – das Pro Alpine TRX 7,9 mm vom französischen Bergspezialisten Millet.

Kleine Seilkunde – eine kurzer Überblick zu den verschiedenen Arten an Kletterseilen

Seile zum Sportklettern oder Bergsteigen sind sogenannte dynamische Seile, durch deren Dehnbarkeit ein Maximum an Sturzenergie aufgenommen und der auf den Klettersportler wirkende Fangstoß auf ein für den menschlichen Körper erträgliches Maß reduziert wird. Grundsätzlich können Kletterseile in drei Arten kategorisiert werden:
Einfachseil (Druchmesser zwischen 8,9 und 11 Millimetern)
Zwillingsseil (Druchmesser 7 bis 8 Millimeter)
Halbseil (Druchmesser ca. 7 bis 9 Millimeter)

Welches Seil man sich nun zulegen soll, hängt in erster Linie vom jeweiligen Einsatzbereich ab. Beim Sportklettern in der Halle und im Klettergarten wird zumeist ein Einfachseil benutzt. In der Regel ist man bei einem Einfachseil mit einer Seillänge von 60 bis 80 Metern auf der sicheren Seite und können alle in in- wie outdoor angebotenen Routen begangen werden.

Worin bestehen die konkreten Unterschiede dern verschiedenen Seilarten?

Zwillings- und Halbseile kommen bevorzugt beim alpinen Klettern oder Bergsteigen zum Einsatz. Der Unterschied zwischen diesen beiden Seilarten kann heutzutage nicht mehr eindeutig definiert werden. Lediglich hinsichtlich deren Handhabung und jeweiligen Belastbarkeit können sie unterschieden werden. So wird dsas Zwillingsseil ausschließlich im Doppelstrang verwendet. Soll heißen: Es werden immer beide Seilstränge in die Sicherung eingehängt (wie bei einem Einfachseil), um die nötige Sicherheit bei einem Sturz zu garantieren. Einzeln dürfen die Stränge eines Zwillingsseils verwendet oder eingehängt werden, da diese bei einem Sturz und unter hoher Belastung eventuell reißen könnten!

Beim Halbseil hingegen – häufig auch Doppelseil genannt – werden die beiden Seilstränge immer abwechselnd in die Sicherungen geklippt, wodurch die Seilreibung erheblich reduziert wird. Ein weiterer Vorteil von Halbseilen ist zudem, dass gleichzeitig zwei nachsteigende Seilpartner gesichert werden können. Zusätzlich besitzen die Einzel-Stränge eines Halbseils auch wesentlich höhere Belastungswerte als jene eines Zwillingsseil-Strangs. Das große Plus beider Seilarten besteht in der wesentlich höheren Sicherheitsreserve durch die Redundanz, die beim Klettern von alpinen Mehrseillängen oder beim Bergsteigen vorhanden sein muss. Da zum Beispiel bei einem Steinschlag nicht beide Seilstränge gleichzeitig durchtrennt werden können. Ebenfalls kann mit einem Zwillings- oder Halbseil über die komplette Seillänge abgeseilt werden (60 Meter Abseil-Strecke bei einem 60 Meter Seil-Paar), indem die beiden Stränge an einem Ende einfach miteinander verknotet werden.

Was gibt es beim Kauf eines Kletterseils noch zu beachten?

Je nachdem welches Seil man sich letztendlich zulegen möchte, müssen noch einige wichtige Dinge beachtet werden: Wer sich zum Beispiel ein Halbseil kauft, sollte vor allem für den Einsatz beim Eisklettern und Bergsteigen auf eine gute Imprägnierung achten. Denn dadurch sind die Halbseile besser vor Feuchtigkeit, Schmutz und Staub geschützt. Diese zusätzliche Behandlung verlängert die Lebensdauer um ein Vielfaches. Wichtig ist aber auch der Seildurchmesser. Im Allgemeinen gilt, je dünner das Halbseil desto leichter ist es auch. Gerade das Thema Gewicht spielt beim alpinen Bergsteigen, dem Klettern von Mehrseillängen-Routen und ausgedehnten Hochtouren eine große Rolle. Allerdings sind dickere Halbseile zugleich auch robuster und widerstandfähiger. Letztendlich ist es aber jedem Kletterer selbst überlassen, welcher Seildurchmesser bevorzugt wird. Werte wie Körpergewicht oder die eigene Klettererfahrung sollten dabei zumindest in die Kaufentscheidung mit einfließen.

Millet Pro Alpine TRX 7,9 mm – geprüft und genehmigt von der Chamonix Guides Company

Das Pro Alpine TRX von Millet ist ein Doppelseil für technisches Bergsteigen und alpines Klettern. Der mittels TRIAXIALE® Long Life Technologie geflochtene Kern aus 32 Strängen soll ein hohes Maß an Sicherheit und eine lange Lebensdauer garantieren, selbst bei einem hohen Nutzungsgrad des Seils. Der ultra-schlanke Durchmesser von 7,9 mm sorgt für ein äußerst geringes Gewicht. So ist das Pro Alpine mit gerade einmal 39 Gramm pro Meter ist eines der derzeit leichtesten Halbseile auf dem Markt. Auch das Seilhandling gestaltet sich durch den geringen Durchmesser deutlich effizienter, da das Kletterseil leicht und ohne Widerstand durch alle gängigen Sicherungsgeräte für Doppelstränge läuft.

Die gut sichtbare Mittelmarkierung an jedem Strang des Halbseils sorgt für erhöhte Sicherheit beim Klettern oder Abseilen. Die HYDROPHOBIC® Beschichtung schützt das Seil in einem hohen Maße vor Feuchtigkeit und erhöht somit dessen Lebensdauer erheblich. Last but not least ist das Pro Alpine TRX in allen gänigen Längen erhältlich, die beim Klettersport in der Halle oder draußen am Fels zum Einsatz kommen.

Das aF-Testurteil von Mitch: Diese Art von Halbseil-Paar gehört in jeden gut sortierten Bergsteiger- und Kletterhaushalt.

Wer sich gerne in alpinen Höhen und anspruchsvollem Gelände fortbewegt, der kommt um ein ordentliches Paar Halbseile nicht herum. Mindestens 60 Meter lang sollte es sein und möglichst durch geringes Gewicht sowie lange Haltbarkeit bei hoher Belastung bzw. häufigem Gebrauch überzeugen. Das sind die grundlegenden Anforderungen eines jeden Klettersportlers oder Bergesteigers an ein Halbseil.
Mit seinem „Fliegengewicht“ von nur mit 39 Gramm/Meter ist das Pro Alpine TRX 7,9 mm von Millet eines der aktuell wohl leichtesten Halbseile auf dem Markt. Das macht sich vor allem bei langen Zustiegen zu alpinen Mehrseillängen oder Hochtouren bemerkbar. Vor allem dann, wenn man je nach Route oder Tour neben dem Sicherunsseil auch noch weitere Ausrüstung benötigt und den Berg hinaufschleppen muss. Das minimale Eigengewicht ist hauptsächlich dem sehr schlanken Durchmesser des Seils zu verdanken. Wer nun denkt, dass darunter die Belastbarkeit und somit die Sicherheit leidet, der täuscht sich gewaltig. Die Belastungswerte des Pro Alpine TRX stehen den Werten von Seilen mit deutlich dickeren Durchmessern in nichts nach und bieten trotz des kleineren Durchmessers die fürs Bergsteigen und Klettern benötigen Sicherheitsreserven.

Wer generell dickere Seildurchmesser gewohnt ist, der sollte am Anfang etwas vorsichtig beim Handling mit dem schlanken Halbseil-Paar sein. Beim Sichern mit einem etwas breiteren Tuber (für Doppelstränge) zum Beispiel, verlangt der schnellere Seillauf auf Grund des kleinen Durchmessers eine erhöhte Vorsicht und Aufmerksamkeit. Ebenso sollte man vor dem ersten Abseilen kurz prüfen, ob der Prusik-Knoten das Seil im Sicherrungsgerät (im Tuber) ordentlich blockiert und unter Belastung den Abseilenden optimal in Position hält.

Selbst in einem Sicherungs- und Abseilgerät speziell für dünne Seildurchmesser bleibt der Seillauf geschmeidig und ruckelfrei. Dabei ist es keine Rolle, ob der Kletterpartner nun im Vor- oder Nachstieg gesichert wird. Sprich mehr oder weniger Zug (Last) am Seil anliegt. Im Falle eines Sturzes ist man mit dem Pro Alpine TRX definitiv auf der sicheren Seite. Denn der Wert für die dynamische Seildehnung liegt mit ca 35% an der absoluten Obergrenze der geforderten Norm-Grenze für Kletterseile. So liegt der typische Wert eines herkömmlichen Kletterseils bei 28 bis 35%, während ein Wert von 40% laut EN-Norm nicht überschritten werden darf.
Dem nicht genug verfügt das Pro Alpine TRX über eine langlebige hydrophobe Beschichtung, die das Seil in hohem Maße vor Feuchtigkeit schützt. Dank dieser Imprägnierung eignet sich das Halbseil-Paar ebenfalls für den Gebrauch bei Eis- und Schnee. Denn dank der Imprägnierung saugt sich das Kletterseil nicht mit Wasser voll und wird somit nicht unnötig schwer oder kann gar gefrieren. Egal ob es nun bei einer Gletscherquerung, beim Winterbergsteigen oder beim Eisklettern zum Einsatz kommt, das Pro Alpine macht wirklich alles mit. Selbstverständlich besitzt das Seil-Paar alle nötigen Markierungen für den Klettergebrauch, wie bspw. die Mittelmarkierung, die für die nötige Sicherheit beim Sichern und/oder Abseilen unerlässlich ist.

Das aF-Gesamtfazit – Vor und Nachteile im Überblick:

Das Pro Alpine TRX 7,9 mm ist ein langlebiges, strapazierfähiges und sehr leichtes Seil, das trotz seines dünnen Durchmessers alle Erwartungen an ein Halbseil zum Klettern und Bergsteigen tadellos erfüllt. Damit ist es der perfekte Bekleider am Berg und sollte in keinem Kletterhaushalt fehlen.

+ lange Haltbarkeit
+ hydrophobe Imprägnierung
+ hochwertige Konstruktion/Verarbeitung
+ sehr geringes Gewicht

– bisher keine Nachteile festgestellt

Die Details:
Besonderheiten: Long Life Technologie; Anti-Twist; hydrophobe Imprägnierung; Mittel-Markierung
Konstruktion: Halbseil
Einsatzgebiet: Bergsteigen, Klettern, alpines Klettern, Eisklettern
Längen: 30 Meter, 50 Meter und 60 Meter
Gewicht: 39 Gramm/Meter
Anzahl der Stränge: 32
Dynamische Dehnung: ca. 35%
Fangstoß: 5,6 kN
Anzahl Normstürze: 7
Preis: 250,- Euro (das Paar)